Hydr8 mit 3 Mio. Flaschen, obwohl kurz vor dem Aus

Entdecke in unserem exklusiven Interview mit Benjamin, dem Gründer von HYDR8, eine inspirierende Geschichte von Widrigkeiten und Erfolg. Nach einem schweren Rückschlag mit Investoren und einem Burnout, verwandelte Benjamin seine Vision in eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Du erfährst, wie er HYDR8 von bescheidenen Anfängen zu einem Unternehmen mit einem Jahresabsatz von 500.000 Flaschen führte, und wie er die Herausforderungen der Unternehmensbewertung und Investorenverhandlungen meisterte. Dieses Interview bietet tiefe Einblicke in die Welt der Start-ups und ist ein Muss für jeden, der sich für Unternehmertum und echte Durchhaltekraft interessiert.

Hydr8 mit 3 Mio. Flaschen, obwohl kurz vor dem Aus
Julian Rauch
01.12.23
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Julian Rauch

Wie würdest du deine ersten Erfahrungen mit Investoren beschreiben?

Meine erste Erfahrung war ein harter Rückschlag: Alles war vermeintlich eingetütet und zwei Wochen vor dem Notartermin wurde das Investment abgesagt. Ich hatte fest mit dem Geld gerechnet und bereits Büroräume angemietet, um weiter zu skalieren. Mein Tipp: Plane das Geld erst ein, wenn du es auch wirklich auf dem Konto hast.

Was ist danach passiert?

Ich musste wieder zurück zu meinen Großeltern in den Keller ziehen. Die Erfahrung hat mich hart getroffen und zu einem Burnout geführt. Einen Monat später konnte ich mich wieder fangen, denn aufgeben war keine Option. Dafür habe ich zu diesem Zeitpunkt bereits zu viel Geld, Zeit und Energie in meine Idee investiert.

Wie viel hast du selbst reingesteckt?

Um erste Mengen zu produzieren, habe ich am Anfang einen Kredit in Höhe von 55.000 Euro aufgenommen und weitere 20.000 Euro selbst investiert. Dieses Startkapital war Anfang 2023 aufgebraucht. Der nächste Schritt, um weiter zu wachsen, war also klar und ich habe mich auf die Suche nach passenden Investoren gemacht.

Die erste Finanzierung - was waren deine Erfahrungen & Learnings?

Die Suche hat sich komplizierter herausgestellt, als ich es mir ausgemalt habe. Vor allem als Solo-Gründer hatte ich Schwierigkeiten, denn das Risiko für Investoren ist bei einer Person einfach höher. Oft haben sich Investoren meine Geschäftsidee deshalb nicht einmal angehört und mich kategorisch ausgeschlossen.

Im ersten Schritt habe ich um die 70 Investor:innen angeschrieben - dabei kam kein Investment zustande. Durch einen Zufall bin ich an den entscheidenden Kontakt gekommen: Auf einer Messe wurde ich spontan der regionalen Wirtschaftsförderung vorgestellt, die den passenden Investor für mich kannte. Der potenzielle Investor rief mich drei Wochen später um 22 Uhr Abends an und lud mich zu einem Pitch ein. Bei diesem musste ich bereits sehr in die Tiefe gehen und es wurde direkt verhandelt - darauf war ich nicht vorbereitet. Vor einem sitzen Profis, die dich zwar unterstützen wollen, aber auch knallhart verhandeln und Geld verdienen wollen.

Wie bist du mit dieser Situation umgegangen Benjamin?

Ich musste meine Unternehmensbewertung begründen, selbst nach einem Finanzstudium und meinen Erfahrungen in diesem Bereich ist es extrem schwer für ein Start-up in einem frühen Stadium eine Zahl festzusetzen. Ich habe allerdings gelernt, dass genau diese Zahl den Rahmen für alle weiteren Gespräche vorgibt. Es ist wirklich eine Kunst, eine Zahl zu setzen und diese dann auch zu bekommen. Erfahrungen sammeln hilft mir weiter, ich werde zunehmend sicherer. Meine Bewertung setze ich hoch an, aber bewege mich weiterhin in einem realistischen Feld. Durch meinen Absatz dieses Jahr wird es zunehmend einfacher, handfeste Zahlen vorzulegen. Was mir immer geholfen hat: Die Exit-Szenarien und Finanzierungsrunden von ähnlichen Konkurrenzunternehmen aufzuzeigen, um die Möglichkeiten auszuloten.

Was ist nach dem Investment passiert?

Ich konnte extrem wachsen und habe meinen Absatz dieses Jahr verelffacht. Im Vorjahr konnte HYDR8 einen jährlichen Flaschenabsatz von 46.000 Stück erreichen und in diesem Jahr waren es 500.000. Mit dem Investment werden wir im kommenden Jahr auf einen Jahresabsatz zwischen 3-6 Millionen Flaschen skalieren - der Einzelhandel ist einer unserer größten Hebel. Mitte 2024 wird HYDR8 ein profitables Geschäft.

Nach dem ersten Investment habe ich weiterhin mit freien Mitarbeitenden gearbeitet, die Sorge vor zu hohen Fixkosten war zu diesem Zeitpunkt und meiner vorherigen Erfahrung noch zu groß. Das wird sich jetzt, nach der zweiten Finanzierungsrunde, ändern: Mindestens 8 feste Teammitglieder sollen dazu kommen.

Die zweite Finanzierung ist geclosed - was sind deine Erfahrungen?

Alle bestehenden Investoren haben nochmal Kapital nachgelegt. Es ist ein tolles Gefühl und eine absolute Bestätigung, dass sie weiterhin an HYDR8 glauben und Teil der Reise sind. Geschont wurde ich in der zweiten Runde allerdings nicht, das habe ich nach der ersten auch nicht erwartet. Dieses Mal wusste ich nämlich genau, was auf mich zukommt.

Kannst du uns etwas zur Verhandlung verraten?

Ich verrate euch die beliebteste Investoren-Strategie: Wenn die Bewertung vermeintlich steht, dann wird sie kurz vor dem Closing runtergesetzt, manchmal sogar halbiert. Investoren müssen gut verhandeln können, um erfolgreich zu sein und das musst du auch. Sonst machst du einen schlechten Deal. Meine Strategie: HYDR8 hat sich im Zeitraum zwischen beiden Finanzierungsrunden sehr gut entwickelt und ich hatte unschlagbare Neuigkeiten als Ass im Ärmel. Deshalb konnte ich in dieser Situation verhandeln, die Bewertung noch höher ansetzen und die Investoren zum Schluss von der ursprünglichen Zielbewertung überzeugen.

Hast du einen Tipp für die Verhandlungsführung?

Mir hilft es, wenn ich die Verhandlung nicht live führen muss - wie es bei dem ersten Investment der Fall war. Die zweite Runde lief vorwiegend per E-Mail, ich konnte mir also Zeit nehmen, um die E-Mail mit meinem Gegenangebot zu verfassen, daran saß ich 8 Stunden. Es steht extrem viel auf dem Spiel. Auf diesem Weg kann ich mich nochmal zurücknehmen, reflektieren und lückenlos argumentieren, ohne den Druck, sofort zu antworten. Mein Tipp: Ziehe dich immer zurück, bevor du eine finale Entscheidung triffst und reagiere nicht aus Angst den Deal zu verlieren. Die meisten Investor:innen verstehen das, denn es soll schließlich eine langfristige Partnerschaft sein. Da darf man eine Nacht drüber schlafen.

Was sind deine Ziele nach diesem großen Meilenstein?

Neben dem Teamaufbau wird das kommende Jahr verrückt. Wir werden stark im Einzelhandel wachsen und unser Online-Marketing auf das nächste Level heben - dafür sind Werbekampagnen geplant und jede Menge Content.

Recap: Wie hat sich der Auftritt bei der FOUNDERS LEAGUE auf den Erfolg von HYDR8 ausgewirkt?

Der Pitch bei euch ist heute noch ein extrem guter Grundbaustein, wenn ich neue Leute kontaktiere. Oft schicke ich das Video sogar mit und die Resonanz darauf ist sehr positiv. Die Stresssituation, auf einer großen Bühne zu stehen und mein Start-up zu pitchen, hat mich damals sehr nervös gemacht, doch es hat sich gelohnt und ich konnte daran wachsen. Für mich persönlich war das ein großes Erfolgserlebnis und Meilenstein, endlich als Gründer mit meiner Idee gesehen zu werden.

Welchen Ratschlag möchtest du anderen Gründer:innen mit auf den Weg geben?

Es geht teilweise hart zur Sache in den Verhandlungen, trotzdem stehen auf beiden Seiten Menschen. Nimm die Verhandlungen nie persönlich, dein Ego steht hier nicht im Vordergrund, denn du dienst nur dem Start-up und führst es zum Erfolg. Lerne sachlich zu argumentieren und deine Emotionen im Griff zu haben. Achte darauf, dass die Investoren Start-up erfahren sind und im besten Fall selbst ein Unternehmen gegründet haben, das ist für mich das A und O für eine Kommunikation auf Augenhöhe und gegenseitiges Verständnis.

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